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Verschiedene Tattoonadeln

Wie in der Malerei der Pinsel die Leinwand berührt, bildet beim Tätowieren die Nadel eine Brücke von Pigmenten zur Haut. Es gibt verschiedenste Nadeltypen auf dem modernen Tattoomarkt, die für verschiedene Zwecke vorgesehen sind. In der Regel werden mehrere Nadeln zu Gruppen zusammengefasst, damit sich die Farbe, aufgrund der sogenannten Kapillarwirkung, in die Nadelzwischenräume absetzen kann und so mehr Pigmente in die Haut gebracht werden können. Grundsätzlich werden die Nadelarten in zwei Kategorien eingeteilt: Liner und Shader. Die Nadeln bei Linern sind kreisförmig angeordnet und im Gegensatz zu Shadern enger aneinander gelötet. Diese Nadelkategorie wird, wie der Name schon sagt, hauptsächlich zum Erstellen von Linien verwendet. Es ist aber genauso möglich, mit Linern kleinere Flächen auszumalen oder zu schattieren. Tätowiertechniken wie Dotwork oder Whip Shading, bei welchen Flächen mit kleinen einzelnen Punkten, ähnlich wie beim Pointillismus in der Malerei, ausgefüllt werden, sind mit Liner-Nadeln machbar. Bei den Shadern werden weitere Unterkategorien unterschieden. Es gibt Roundshader, Curved-Magnums und Flats. 19

So wie in der Malerei, gibt es auch beim Tätowieren verschiedene Arbeitswege zur Ausarbeitung eines Bildes, die je nach Individuum variieren. Obwohl es ihre Namen nahe legen, sind Liner-Nadeln nicht nur fürs Linienziehen und Shader-Nadeln nicht nur fürs Schattieren verwendbar. Es gibt in dieser Hinsicht keine Regeln. Einige TätowiererInnen schaffen es zum Beispiel, mit den Kanten großer Magnum-Nadeln, perfekte Linien zu ziehen oder mit Linern Flächen homogen auszumalen. Die folgenden Kategorisierungen der Nadeltypen beinhalten nicht unbedingt die einzige Wahrheit, da die Eigenschaften jeder Nadel sehr vielseitig sein können. Vielmehr sollen sie Aufschluss darüber geben, welcher Nadeltypus für welche Hautarbeiten die besten Voraussetzungen mit sich bringt. (Vgl. Aitchison 2009, S. 240)

Single-Needles: Hier wird nur eine einzelne Nadel zum Tätowieren verwendet. Da aufgrund dessen die Kapillarwirkung der Nadelzwischenräume wegfällt, ist der Gebrauch dieser Nadelart für viele TätowiererInnen eine große Herausforderung. Im Vergleich zu anderen Nadelgruppen ist bei Single-Needles die Gefahr größer, dass sogenannte Blow-outs, also ein ungewolltes Verlaufen von Tattoofarben oder Abheilungsprobleme auftreten. Das ist auch der Grund, warum sich die Single-Needle kaum in der Tätowierszene durchgesetzt hat. Trotzdem gibt es einige TätowiererInnen, die hauchdünne Linien mit dieser einzelnen Nadel zaubern können. In realistischen Tattoos werden mit dieser Nadel in der Regel besonders feine Details, wie einzelne Haare und Wimpern gemacht.

Dreier-Liner: Diese Nadelgruppe übernimmt großteils die Funktion der Single-Needle. Da bei drei Nadeln mehr Farbe in den Zwischenräumen haftet als bei einer, hat sich die Handhabung dieser Nadelgruppe in der Tattooszene stärker durchgesetzt. Sie ist vielseitig einsetzbar und ermöglicht das Ziehen von dünnen Linien, Dotwork-Arbeiten, Whip Shading, das Tätowieren von feinen Schattierungen und den Aufbau von Linien mittlerer Stärke. Ist das Ziel eine dickere Linie zu erstellen, dann werden zunächst die äußeren Linienränder mit der kleineren Liner-Nadel gezogen und dann der Zwischenraum in kreisförmigen Bewegungen ausgemalt. 20

Es ist zwar einfacher und schneller, dickere Linien mit breiteren Nadeltypen auf einmal zu ziehen, der Vorteil von dieser Art des ränderstützenden Linienaufbaus ist aber eine bessere Haltbarkeit über die Jahre.

Fünfer-und Siebener-Liner: Diese zwei Gruppen gehören zu den fundamentalen Nadelkonfigurationen in der zeitgenössischen Tätowierszene. Eine kleine Tätowierung kann mit diesen Nadelgruppen zum Teil vollständig angefertigt werden. Sie eignen sich neben dem Erstellen von Linien auch zum Schattieren und Ausmalen kleiner Flächen.

Roundshader: Die Nadeln bei Shader-Gruppen sind in einem größeren Abstand zueinander zusammengelötet, als die Nadeln bei Liner-Gruppen. Dadurch kann mehr Farbe in die Haut gebracht werden und das homogene Ausmalen von Hautflächen wird erleichtert. Bei Roundshadern sind die Nadeln, wie bei Linern, kreisförmig angeordnet. Dadurch können auch kleinere Flächen genauer ausgemalt werden.

Curved-Magnums und Flats: Bei Magnum-Gruppen sind die Nadeln nebeneinander in einer Linie angeordnet. Hier gibt es auch verschiedene Größen, die normalerweise aus fünf bis siebenundzwanzig oder mehreren Nadeln bestehen. In den meisten Fällen gibt es dabei zwei Nadelreihen, die hintereinander, versetzt gelötet sind, um somit noch mehr Farbe aufnehmen zu können. Bei sogenannten Curved-Magnums, die auch Soft-Edge-oder Round-Magnums genannt werden, ist die Länge der Nadeln unterschiedlich. Die äußeren Nadeln sind kürzer und werden zur Mitte länger. Dabei ergibt sich eine Kurve, auf die der Name dieses Nadeltypen zurückzuführen ist. Diese Abrundung der Nadelfläche wurde wegen der Berücksichtigung des Hautwiderstandes entwickelt. Da sich die Haut beim Stechen in einer Kurvenform leicht nach innen drückt, sind die Nadeln auch kurvenförmig angeordnet, um gleichmäßiger mit der Haut in Kontakt zu kommen. Die Haut wird an den Rändern weniger verletzt und weichere Schattierungen sind so möglich. 21

Im Gegensatz dazu sind bei Flats gleich lange Nadeln der Reihe nach angeordnet. Dies erleichtert das Ausmalen von Flächenrändern, da so die Nadeln präziser in Ecken und an Linienränder gebracht werden können. Außerdem können Flats auch zum Linienziehen verwendet werden. Als Nachteil dieser Nadelgruppe können an den äußeren Rändern, beispielsweise bei Graywash arbeiten, ungewollte dunklere Streifen entstehen, welche die Schattierungen ungleichmäßig aussehen lassen. (Vgl. Aitchison 2009, S.240)