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Geschichte der Tätowierungen

Die Entwicklung der Körpermodifikationen durch Pigmenteinführung unter die Haut, mit Stichen oder Ritzwunden, hat eine lange Geschichte und eine noch längere Vorgeschichte. Es gibt archäologische Beweisstücke für Tätowierutensilien, wie spitze Knochennadeln im Zusammenhang mit Kohle und rotem Ockerfarbstoff, die sich auf 30.000 v. Chr. datieren lassen. Obwohl tätowierte Häute aus diesen Zeiten nicht mehr vorhanden sind, schätzen Wissenschaftler, dass schon 200.000 vor Christus Urmenschen Tätowierungen angefertigt haben. Als Voraussetzung für das Tätowieren galten dabei einige kognitive Fähigkeiten, gekoppelt mit technischem Können und auch einer besonderen Intelligenz, die das Tätowieren, trotz selbstverletzendem Akt, als spirituelle Handlung zuließ. Dabei wurden die ersten Tätowierungen vermutlich im Rahmen ritueller Handlungen durchgeführt, im Bestreben durch diesen körperlichen Eingriff besondere Kräfte oder Heilung zu erlangen. (Rush 2005, S.3)

1991 haben Wanderer in den Ötztaler Alpen den gefrorenen Körper eines Mannes entdeckt. Es stellte sich heraus, dass „Ötzi“, wie die Mumie von Forschern benannt wurde, über 5000 Jahre alt war. Der Mann wurde im Eis eines Gletschers eingefroren und so ist sein Körper, samt den Knochen und seiner Haut, inneren Organen und sogar Teilen seiner Kleidung und Werkzeugen, erhalten geblieben. Dabei wurden auf seiner Haut die ältesten erhaltenen Tattoos der Menschheitsgeschichte entdeckt. Die tätowierten Motive waren recht einfach. Sie zeigten Kreuze und parallel zueinanderstehende Linien an verschiedensten Körperteilen der Leiche. 13

Bei den Untersuchungen der Knochen stellte sich schließlich heraus, dass an den durch Tattoos markierten Körperstellen Verletzungen und Erkrankungen Schmerzen verursacht haben und die Tattoos daher vermutlich als rituelle Heilversuche galten. (Levin 2008, S. 12)

Das erste erhaltene figurative Tattoo der Menschheitsgeschichte wurde auf einer ägyptischen Mumie gefunden, die auch circa 5000 Jahre alt ist. Der Mann, der nach seinem Tod mumifiziert wurde, durfte vermutlich einige Jahre nach Ötzi gelebt haben. Durch Infrarotaufnahmen wurden 2018 auf einer Mumie, die schon seit 1901 in einem britischen Museum ausgestellt ist, zwei Tätowierungen entdeckt. Die Tattoos zeigen zwei Tiere: einen wilden Stier und ein Mähnenschaf, die sich nebeneinander auf dem Oberarm des Mannes befinden. Diese zwei Tiere sind schon aus der prädynastischen, ägyptischen Kunst (4000 bis 3200 v. Chr) bekannt. (Heim 2018)

Tätowierungen haben keine ortsspezifische Entstehungsgeschichte, sondern fanden in unterschiedlichsten Regionen der Welt ihre Verbreitung. Der Ursprung des Wortes „Tattoo“ geht dabei auf die Ureinwohner der polynesischen Insel Tahiti zurück. Als der englische Seefahrer James Cook (1728-1779) mit seiner Crew Tahiti und die umliegenden Inseln entdeckte, waren sie überrascht über die große Anzahl tätowierter EinwohnerInnen. Die Tätigkeit des Tätowierens nannten die PolinesInnen „tautau“, was übersetzt „markieren“ bedeutet. Aus diesem Wort entwickelte sich schließlich der noch heute verwendete Begriff „Tattoo“. Cook und seine Crew wussten nicht recht, was die großflächigen Tätowierungen der InselbewohnerInnen zu bedeuten hatten und einige Leute von Cooks Besatzung waren anfänglich skeptisch gegenüber der, für sie exotisch wirkenden, Praktik. (Faulkner / Bailey 2018, S. 46) Joseph Banks, der Naturforscher bei Cooks Expedition, hielt dazu Folgendes in seinen Schriften fest:

,,What can be a sufficient inducement to suffer so much pain is difficult to say; not one Indian (though I have asked hundreds) would ever give me the least reason for it; possibly superstition may have something to do with it. Nothing else in my opinion could be a sufficient cause for so apparently absurd a custom.’’ ( Banks zitiert nach Faulkner / Bailey 2018, S. 46) 14

Einige der Seefahrer dürfte die mystische Praktik des Tätowierens jedoch fasziniert haben. Nachdem sie die detailliert ausgearbeiteten Tätowierungen der Inselbewohner sahen, wollten sie selbst auch welche und schauten sich die Technik des Tätowierens von den EinwohnerInnen ab. Damals wurden Knochensplitter und Muschelschalen als Instrumente zum Einführen von mit Öl verdicktem Ruß benutzt. (Faulkner / Bailey 2018, S. 46)

Die Bootsfahrt von Tahiti nach England war lange. Obwohl Cooks Schiff Tahiti 1769 verließ, dauerte es zwei Jahre bis die Seemänner den Hafen Englands erreichten. In diesen Jahren hatte die Schiffsbesatzung genug Zeit die neu erlernte Tätowiertechnik auf ihren Körpern zu üben und so überbrachten sie das Tätowieren als neue Kunstform nach Europa. (Faulkner / Bailey 2018, S. 46)

Bis das Potenzial der permanenten Körperkunst aber in größeren Teilen der westlichen Gesellschaft erkannt wurde, vergingen Jahre in denen Tattoos, als mystische, oft negativ konnotierte Praktiken, den Subkulturen angehörten. Auch wenn einige Personen hohen Ansehens, wie zum Beispiel Kaiserin Sissi (1837–1898), Tätowierungen trugen, wurden diese oft geheim gehalten.

Obwohl Überseekulturen wie die Maori seit Jahrhunderten Tätowierungen als Ausdrucksform nutzten, dauerte es einige Zeit bis die Enttabuisierung von Tattoos auch in anderen Teilen der Welt stattfand. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin war die Erfindung der elektrischen Tätowiermaschine. Man distanzierte sich in der Tattooszene mehr und mehr von primitiven und unhygienischen Arbeitsvoraussetzungen bis hin zur Entwicklung moderner Tätowiermaschinen und hochwertigen Arbeitsmaterialien. Durch Tätowiermagazine, Tattooconventions und letztlich auch Social Media, hat sich eine Tattooszene gebildet, die weltweit miteinander verknüpft ist und dessen Vielfältigkeit breitgefächerter kaum sein könnte. Heutzutage ist es möglich beinahe jedes Bild, von einfachen, hauchdünnen Linienarbeiten bis hin zu Motiven mit fotorealistischer Präzision auf die Haut zu tätowieren, wenn die Fähigkeiten und Fertigkeiten dazu erlernt werden.